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Herr*innenschaft

Kirche

Gleich wie dem Begriff „Gemeinde“ haftet der „Kirche“ viel tragische Last an. Man kann es eigentlich gar nicht mehr beschreiben, wie schwerwiegend dieser Begriff geworden ist, und wieviel Ekel und Hass die Menschen in Deutschland und ganz besonders Akademikerinnen, die in Deutschland leben und arbeiten mit diesem Wort fühlend und denkend verbinden. Klinge ich jetzt rechts-konservativ und misogynistisch? Ja wahrscheinlich; aber es ist wahrhaftig nicht der Fall. Denn deutsche Frauen regen sich ja zurecht über die Volkskirchen und ihren codierten Faschismus auf.

 

Kirche – das bedeutet für den sog. modernen Menschen Unterdrückung von Frauen, Homosexuellen, Mißbrauch von Kindern, Eingriff in die körperliche Selbstbestimmung und was weiß ich noch alles. Ja, und auch hier kann ich nur zustimmen. Es gibt keinen Lebensbereich, den die sog. Theologen nicht mit ihren intellektuellen Werkzeugen erfassen, ausmessen, abgrenzen und dann ihre Deutungshoheit darüber erklären. Wer nicht einverstanden ist, soll halt gehen und darf das „so umfangreiche und großartige Serviceangebot“ nicht mehr in Anspruch nehmen.

Na und? „Dann gehen wir halt in den Buddha-Montessori-Waldorf-Vegan-Kindergarten. Scheiß Kirche“. Ja, das ist auch völlig in Ordnung, denn genau in diesem Entscheidungsmoment beginnt die echte und wahrhaftige Kirche. Denn Kirche bedeutet übertragen aus dem Griechischen nichts anderes als „Herrschaft“…und von mir aus auch, damit die Feministinnen nicht wieder ihre Spitzhacken und Fackeln herausholen, „Herrinnenschaft“; und um alle, die sich weder als Mann noch als Frau inkarniert haben oder sicht entgendert haben und ihren berechtigten Grund dafür hatten/haben: Herr*innenheit.

 

Der Christus-Avatar Jesus zeigte seinen Freund*innen und Zuhörer*innen, dass der Geist, den er trug, in jeder und jedem von uns wirkt und einwohnt – egal wie wir denken, fühlen, wollen, lieben und arbeiten. Gemeinsam beschreiten wir den Weg in die Herrschaft der geistigen Vollkommenheit und sind Herr*innen unserer Lebendigkeit im Kosmos – Kyriaké, Herrschaft, Kirche eben. Nichts anderes soll dieser Begriff im Ursprung der Christusbewegung für Frauen und Männer im Kosmos bedeuten. Daran hat sich bis heute nicht das Geringste geändert.

Und es muss uns klar sein, wenn wieder laut skandiert wird: „Scheiß Kirche, alles Arschficker und Perverse, die im Goldfummel herumlaufen, Kinder vergewaltigen und Kriege führen.“ Diese Herrschaft will kein vernünftiger Mensch, und wir wissen, dass z.B. auch unglaublich viele Menschen, die nicht homosexuell sind, Analverkehr lieben, und das soll auch jeder Mensch so tun wie es gerade gefällt. Das Bewußtseinsgeschenk, dass uns durch die Jesus-Gruppe vermittelt wurde, die sich aus gutem Grund Kirche nannte, diese Gabe sollte uns veranlassen, den beladenen Begriff zu reinigen und zu schützen – wie uns selbst auch. Sicherlich nerven halstätowierte Frei-Evangelen, die uns in ihre Pseudo-Hipster-alle-die-Hände-hoch-und-den-Beamer-besingen-Bibel-Discos locken wollen und das ganze dann auch wieder Kirche nennen. Sicherlich gibt es viele schräge Gemeinschaften, die auch alle wieder mit „oh Jesus, du bist jetzt ganz nah – ich höre sofort auf zu rauchen“ usw. das Fass zum überlaufen bringen. Aber genauso sind Begriffe wie Mensch, Mann, Frau, Firma, Geld, Sex, Volk usw. belastet mit dem Unrat derer, die die vielen Worte in dieser Welt mißbrauchen, um uns in unserem Fühlen, Denken und Handeln zu manipulieren.

 

Kirche kann einfach ein Arbeitsbegriff sein. Kirche ist aber auch die Bezeichnung für die Ritualräume und Gebäude(-komplexe) der christlichen Ritualsektionen. Und da liegt ein weiteres Problem: In die Kirche gehen bedeutet für viele das Hineingehen, Sich-Ärgern, einschlafen und erleichtert beim Schlusslied wieder die Augen öffnen. Folglich: „die Kirche“ ist alt, meistens kühl, langweilig, zu lang und voller fetter Fummeltrinen ggf. mit lustigen Hüten und Mützen auf. Aber auch diese Gebäude sollen eigentlich das Innere und Äußere des Menschen darstellen. Die Kirchturmspitze, die sich den Himmeln entgegen neigt als unsere Seele, die sich nach dem Leben im Geistigen sehnt. Der Altar, zu dem wir unser Menschsein hinauftragen und unsere Werke mit denen der Engel verbinden möchten. Der Tabernakel, in dem sich die Gegenwart der Christuswesenheit behält, wie in uns selbst der Christusgeist webt. Das ist doch alles keine schlechte Idee, oder?

Das, was uns eine der größten katholischen Firmen jedoch völlig verkopft und verstopft von Regularien über diese dem Grunde nach einfach zu ergreifenden Dinge versucht hat aufzuzwingen, hat viele Generationen in die Irre geleitet. Ja, es ist jetzt allerhöchste Zeit, den Begriff Kirche für sich selbst entweder absolut zu verdrängen. Oder man reinigt diesen Begriff von den Altlasten und verwendet ihn in eigener Sache ganz neu – das kann niemand verbieten oder regulieren. Auch nicht der „Vater-Aufseher von Rom“ oder die „staatliche Lutherei öffentlichen Rechts“ oder sonst wer.

 

Kirche, das bedeutet die Herr*innenschaft des an Gott angebundenen Menschen im Kosmos. Diese Kyriaké ist überall im außen wie im innen, in den Himmeln, wie auf Erden.

 

 

Rev. Daniel Becker
Die hier niedergeschriebenen Inhalte sind nicht zwangsläufig Spiegel der Meinungen aller Liberal-Katholischer Geistlicher, ergeben sich aber in ihrer Qualität aus der Meinungs- und Lehrfreiheit für alle Geistliche in der LKK.