Sekte?

Ist die Liberal-Katholische Kirche eine Sekte?

Eingang zur Kapelle im Diakonat Bonn

Die Liberal-Katholische Kirche ist, genau wie jede andere kirchliche Vereinigung, eine Sektion der einen Kirche Christi auf Erden.

Dieser Satz hört sich natürlich sehr theologisch oder verkopft an, soll aber folgendes verdeutlichen:
Jede bekannte christliche Kirche ist auf der gedanklichen Grundlage ihrer jeweiligen Gründer entstanden – auch die Römische Kirche und die Evangelischen Kirchen. Jeder dieser Gründer und die Menschen, die seine Lehren oder Ansichten nachvollziehen konnten, waren und sind der Ansicht, dass es sich lohnt, eine neue Organisation zu gründen, um die jeweils andere Summe der Denkbewegungen nachhaltig zu sichern und rituell zu gestalten.

Dadurch kommt es zu Abgrenzungen und Neugründungen (Sektionierungen) von einer vorhandenen Struktur. Im Fall der LKK war es z.B. die Mutterkirche in Utrecht, die sog. Alt-Katholische Kirche. Letztere ist wiederum eine – in Deutschland – durch die geschaffenen Dogmen des 1. Vaticanums und in den Niederlanden durch den Jansenismus verursachte Abspaltung von der Römischen Kirche. Da die z.B. Alt-Katholische Kirche in Deutschland jedoch eine sog. Amtskirche ist und als Körperschaft öffentlichen Rechts eingetragen ist (und somit im Fall der AK auch Kirchensteuern von den Mitgliedern abgeführt werden müssen), gilt sie nicht als sog. Sekte nach dem üblichen Sprachgebrauch. Die Gründer der Liberal-Katholischen Kirchen wollten (kurz gefasst) die Theosophie als Forschungsgrundlage für ihr Welt- und Menschenbild und eben auch in das Verständnis der Eucharistie einbinden und sahen in den bestehenden Strukturen keine Möglichkeit für eine legitimierbare Weiterentwicklung; somit trennte man sich friedvoll von der Mutterkirche.

Die Verbindung zu anderen christlichen Kirchen in der AcK (Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen) und in der Ökumene im Allgemeinen erleichtert z.B. der Alt-Katholischen Kirche die Öffentlichkeitsarbeit, doch gilt sie in den Augen der Römischen Kirche ebenfalls als abtrünnig von der “wahren Lehre”. Da sie sich jedoch seit Ihrer Entstehung in den 1870er Jahren sehr gut gesellschaftlich etabliert hat, ist die diplomatische Qualität mit der Römischen Kirche mittlerweile auf einem guten Niveau angelangt.

Da die LKK auf Grund der theosophischen Lehrinhalte allgemein von den sog. Amtskirchen in Deutschland nicht als christliche anerkannt wird, entsteht ein verzerrter Eindruck ihrer Kirchlichkeit. Es wird oft verkannt und ignoriert, dass die LKK sich auf die gleichen Glaubensbekenntnisse bezieht, wie die Römische Kirche und die Evangelischen Kirchen. Erklären kann man das eigentlich nur dadurch, dass die LKK nicht allein die Theologie als erkenntniswissenschaftliche Quelle für ihre Identität sieht, sondern eben auch esoterische, gnostische und theosophische Lehren. Dadurch verliert sie zunächst die universitär-wissenschaftliche Anerkennung [da sie nicht allein die Bibel, sondern auch diverse apokryphe Texte und z.B. Neuoffenbarungen als Offenbarungsquellen untersucht und in der Verkündigung verwendet], versteht sich jedoch durchaus als vollständig katholisch; auch fundierend auf der nachweislichen Tatsache, dass sie in der sog. Apostolischen Sukzession steht und somit auch aus Römischer Sicht dem Grunde nach gültig Sakramente und Weihen spenden kann und darf. Jegliche Aussagen, die von letzterem abweichen, sind eher politischer als kanonischer Natur.

Die Wissenschaft, die an Universitäten gelehrt wird, ist bekanntlich nicht der Weisheit letzter Schluss – doch erhebt die LKK natürlich nicht den Anspruch, in der alleinigen Wahrheit zu stehen. Dies wäre wiederum unwissenschaftlich.

 

Buddha Issa Statue

In vielen evangelischen Nachschlagewerken wird die Liberal-Katholische Kirche zu den Sekten gezählt.
Doch entspricht sie (und das ist mit Nachdruck festzuhalten) keinem der negativen Kriterien solch einer:

  • Niemand wird zur Mitgliedschaft hin gedrängt oder manipuliert.
  • Es gibt kein verbindliches Glaubensbekenntnis für Mitglieder.
  • Die Mitgliedschaft ist kostenlos.
  • Der Austritt ist jederzeit möglich.
  • Die parallele Mitgliedschaft in anderen Kirchen oder Religionsgemeinschaften
    ist möglich, erlaubt und wird nicht hinterfragt.
  • Andere religiöse Praktiken sind für Mitglieder ohne Einschränkungen möglich.
  • Jeder ist zum Empfang der Sakramente eingeladen.
    (Außer den Weihen [z.B. Diakon*innen und Priester*innen], die einen speziellen,
    aber dem Grunde nach frei zugänglichen Schulungsweg erfordern.)
  • Es gibt keinen Verhaltenskodex für Mitglieder.
  • Die Kirche versteht sich als ökumenisch.
  • Mitglieder müssen keine Verträge unterzeichnen.
  • Es gibt keine Verpflichtung zur Spende oder sonstigen Gegenleistungen
    für die Teilnahme an Gottesdiensten oder sonstigen Veranstaltungen.
  • Eine im Widerstreit zur allgemein anerkannten materiell-wissenschaftlichen
    Lehre stehende Grundansicht wird nicht gelehrt.
  • Die Ansichten der LKK stehen nicht im kämpferischen Gegensatz zum
    Staatsgebilde des jeweiligen Landes.
  • Mitglieder werden nicht zu Handlungen oder Verhaltensweisen in
    der Öffentlichkeit veranlasst oder ggf. aufgefordert.
  • Die LKK hat keine Ambitionen, in das Privatleben von Besuchern oder
    Mitgliedern einzugreifen, und gibt auch keine Anweisungen für diesbezügliche
    Verhaltensweisen.
  • Sowohl Mitglieder als auch Geistliche haben seitens der Kirchenleitung
    (=Allgemeine Internationale Bischofssynode) keinen Auftrag zur Missionierung.

 

Mobile Kapelle St. Chamuel

In jedem Fall versteht sich die LKK nicht als sog. Sekte im journalistischen Sinne, ist sich jedoch bewußt, dass nicht jeder die esoterischen Aspekte des Christentums als ursprünglich und konform mit den sog. katholischen oder evangelischen Lehren verknüpft sehen möchte. Dies respektieren wir und schätzen den respektvollen Austausch mit sowohl anderen christlichen Kirchen als auch anderen Formen der Religion.

Es gibt nur eine Religion – das, was wir als verschieden wahrnehmen, sind eben jeweils anders klingende Dialekte der gleichen Sprache.